Bei so einem deprimierenden Wetter wie das heutige gefiel mir die Idee, rauszugehen, um das zu tun, was ich tun musste und dann bis an den Knochen nass zurück nach Hause zu kommen, nicht wirklich. Also habe ich mir eher dafür entschieden, mich ganz bequem in mein Bett zu legen und mit dem Lesen meines Buches weiterzumachen.
Der Titel des Kapitels, den ich gerade gelesen habe, lautet "Honeckers kandierter Apfel". Schon wieder ein kommischer Titel. Was kann sich denn dahinter verstecken? Mal sehen.
In diesem Kapitel bringt Claudia, die noch die erste Klasse besucht, ihre Familie in Gefahr. Sie ist nämlich mit ihrer Mutter zum Weinachtsmarkt nach Berlin mit dem Zug gefahren und hat dort einen kandierten Apfel gegessen, den sie erst im Zug bei der Rückfahrt essen darf. Bei der Rückfahrt ist aber der Zug voll und sie finden keinen Platz zum Sitzen. Das Mädchen kann aber nicht länger auf den Apfel warten und fängt an zu jammern. Ein Volkspolizist, der im Abteilung sass, nimmt sie auf dem Schoss, damit sie den Apfel essen kann. Als der Apfel aufgegessen ist, fängt Claudia an, dem Polizisten Witze zu erzählen. Er lacht, die ganze Abteilung lacht, und sie erzählt weiter. Aber irgendwann erzählt sie Honecker-Witze, die sie zu Hause gehört hat, obwohl sie eigentlich ganz genau weiss, dass sie es nicht darf, weil es gefährlich sein kann. Die Mutter macht ihr klar, sie solle aufhören und plötzlich schaut sie den Polizisten total erschrocken an und denkt wieder an die Gefahr.
Als sie dann aussteigen, steigt der Polizist auch aus. Er geht aber langsamer als sie. Claudia wartet, bis sie von ihm entfernt genug sind und sagt ihm "Mama kann Bullen nich leiden. Aber ick find dich trotzdem janz nett", worauf die Mutter sehr genervt reagiert und sie sagt ihr, sie solle versprechen, nie wieder öffentlich Honecker-Witze zu erzählen und Polizisten nicht mit "Bullen" anzusprechen.
Ich finde, dass dieser Teil des Buches zeigt, wie wichtig es ist, gut darauf aufzupassen, was man vor den Kindern sagt, weil Kinder nicht unterscheiden können, was sie sagen dürfen von dem, was sie nicht erählen dürfen. Claudia Rusch schreibt sogar über sich selbst "aber ich war sieben Jahre alt und unterschied Feind und Freund am realistischsten beim Mensch-ärgere-dich-nicht."
Aber es zeigt viel mehr, welche Konzequenzen so ein Verhalten zu der Zeit haben konnte (auch wenn diesmal nichts passierte), wenn man die Reaktionen der Mutter sieht.
Hier gibt es den Humor der anderen Texten nicht mehr aber da alles mit den Augen eines kleinen Kinds gesehen wird, bekommt der Leser einen komischen Eindruck, weil alle Reaktionen übertrieben sind (am Anfang ist sie ganz nett zu dem Polizisten und plötzlich ist sie total erschrocken).
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