Montag, 6. April 2009

Kapitel 3 (s. 71-86)

Im dritten Kapitel merkt man, wie es ist, ständig unter Druck zu leben. Wie ich schon im letzten Eintrag erzählt habe, hat Hermann die Wahl zwischen Desertieren oder Kämpfen. Er trifft die Entscheidung seinen Fahneneid zu brechen. Nach dieser Qual der Wahl muss er nun die Qual seiner Entscheidung ertragen. Er muss sich unaufhörlich verstecken, damit die Nazis ihn nicht erwischen. Sogar bei Lena Brücker ist er in Gefahr...
Als er eines Nachmittages ruhig in der Küche saß, hörte er plötzlich Schritte. Durch das Schlüsselloch sah er einen Mann mit einem Wehrmachtsmantel. Auf einmal stieg Angst in ihm auf. "Er versuchte, seinen Atem zu beruhigen, ein Keuchen, mehr von Angst, Hektik und vom Atemhalten als von den hastigen Griffen, den paar Schritten, die er laufen mußte". Eine Frage begann in ihm zu brennen: "Hatte er nichts vergessen", das Verdacht erwecken könnte?, Dann fiel ihm ein, als dieser Wehrmachtssoldat sich dem Badezimmer näherte :"dort lag sein Rasierzeug". Panik ergriff ihn. Die Nazis hatten jetzt einen endgültigen Beweis, dass Lena einen Mann beherbergte, was damals äußerst verdächtig war. Als der Mann endlich das Haus verlassen hatte, eilte Hermann zum Bad. Seine Befürchtung wurde wahr : "Das Rasierzeug war verschwunden". Was sollte er jetzt tun ? Dieser Mensch "wird kommen, dachte Hermann, er wird zurückkommen mit einer Wehrmachtsstreife, sie werden dich abholen. Sollte er einfach auf die Straße gehen ?" Dies war auch keine Lösung, denn ohne Papiere draußen zu sein, war selbstmörderisch. Deshalb beschloß er schließlich, bei Lena zu bleiben, mit den Risiken, die es implizierte.
Abends kam Lena Brücker endlich wieder. Hermanns Blut hörte auf, in seinem Kopf zu rauschen. Er konnte schließlich sein Nachmittagserlebnis offenbaren. Als er Lena seine erschreckende Geschichte erzählte, war sie erstaunlich entspannt. Überhaupt kein Zeichen von Mitgefühl war auf ihrem Gesicht zu sehen. Zu Hermanns Verwirrung, begann sie sogar laut zu lachen. Was könnte an einer solchen Geschichte bloß lustig sein ?
Als die Wahrheit herauskam, dass Lena das Rasierzeug "gestern in den Wäschebeutel gesteckt" hatte, kam ihm sein Verhalten irgendwie lächerlich vor. Er fragte sich, warum er diese Möglichkeit nicht einkalkuliert hatte, warum er sich selbst so viel Kummer umsonst angetan hatte, warum er sich so dumm angestellt hatte ?
Aber hätte nicht jeder normale Mensch an seiner Stelle so reagiert ?

Wenn man sich in die Person von Hermann hineinversetzt, sieht man in diesem kurzen Abschnitt, wie schrecklich es sein kann, in seiner Lage zu stecken und in ständiger Angst leben zu müssen. Das wünsche ich mir nicht und auch natürlich keinem von euch.
Ich bin zwar im Gegensatz zu Uwe Timm kein Schriftsteller von Beruf und es kann auch sein, dass man das Gefühl erst begreifen kann, wenn man diese Situation selbst erlebt hat, aber ich hoffe, dass ich euch ein bisschen vermitteln konnte, wie jemand sich in Hermanns Lage wahrscheinlich gefühlt hätte. Dies war zumindest meine Absicht und auch bestimmt die des Autors.

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