"Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht". Als ich diesen ersten Satz des Buches "der Vorleser" gelesen habe, habe ich mir gedacht "Hmm...Das fängt für ihn aber nicht so toll an". Ich wurde direkt in die Geschichte hineingezogen, Schlink (der Autor) hat mir keine Zeit gelassen, mich auf meinen Sessel gemütlich aufzusetzen, meine heisse Schokolade auszutrinken, und mich auf den Rest vorzubereiten. Finde ich toll.
Das Buch habe ich schon fast durchgelesen und dann direkt von vorne neuangefangen, so dass es noch bis zum Ende spannend bleibt. Diesen ersten Satz lese ich also zum zweiten mal oder drei-vier mal sogar. Und jedes Mal bekomme ich ein schlechtes Gefühl im Bauch, das sich immer durch das Lesen dieses Kaiptels verstärkert. Die töne, Gefühle und die Umgebung des Ich-Erzählers wechseln die ganze Zeit, so dass es dem Leser oder mir zumindest schlecht wird. Er spricht von Herbst und dann Frühling,, Kälte und dann Wärme, von Schwäche und dann auf einmal Himmel und Sonne. Dies kommt mir vor, als würde man mit einem Karussel fahren: Man sieht alles auf einmal, alle mögliche Aussichten wechseln sich und am Ende wird einem schlecht.
Dann kommt die Blumenstrasse und dann die Bahnhofstrasse. Dort übergibt er sich. Ende der Qual für uns Leser, Ende des Reise mit dem Karussel. Der Ich-Erzähler ist krank, es wurde gerade festgestellt. Aber die Qual ist doch nicht zu Ende. Jetzt fängt er an mit einer langen Beschreibung seines Leidens. Hier kann man als Leser nur mitleiden und sich in ihn hineinversetzen, weil es uns alle schon einmal passiert ist. Er schämt sich, weil er schwach ist.
Zum Glück für ihn kommt diese Frau und auf einmal ist alles vergessen; alles geputzt. Sie ist die grosse Hilfe, die man immer erwartet, sie ist einem alles, besseres als diese Person gibt es nichts.
So fängt diese Geschichte an, diese erste Begegnung zwischen dem 15-jährigen jungen und der etwas älteren Frau. Dieser Teil ist, glaube ich, umso wichtiger, da alles mit einer Krankheit begonnen hat. Diese, auch wenn sie später im Buch verschwindet, bleibt immer spürbar.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Hallo Aurélie,
AntwortenLöschenich habe ein paar Fragen zu deinem Eintrag.
Das klingt ja, als sei das erste Kapitel die Schilderung eines Deliriums, als hätte der Junge Fieber. Spielen die Bahnhofstraße oder Blumenstraße eine besondere Rolle? Und hat der Junge keine Eltern, die sich um ihn kümmern?
Ist die Putzfrau jene Frau, zu der der 15-jährige eine Beziehung entwickelt?
Warum ist die Frau ein Glücksfall, warum die große Hilfe?
Hallo!
AntwortenLöschenJa der Junge hat Fieber und ist während des ganzen Kapitels krank. Ich weiss nicht genau, ob es sich wirklich um ein Delirium handelt, aber es gibt mir diesen Eindruck,wenn ich diesen Teil lese, als wollte uns der Ich-Erzähler seine Krankheit mitteilen.
DIe Bahnhofstrasse hat in der Geschichte eine besondere Rolle: Dort fängt nämlich alles an, weil der Junge diese ältere Frau dort kennenlernt. Er wird danach eine besondere Beziehung mit ihr entwickeln aber das erfährt man ja erst später. Ich glaube vor allem, dass diese Beziehung sich stark entwickelt, weil diese Frau ihn gerettet hat sozusagen, sie hat alles geputzt, ihn vor szeiner Schäme gerettet. Dazu muss man auch sagen, dass die Eltern nicht so viel Zeit für ihn haben, vor allem der Vater. Warscheinlich hätte gar nichts zwischen dieser frau und dem Jungen begonnen, wenn er schon glücklich zu hause gewesen wäre. Wenn er zum Beispiel alles seinen Eltern erzählen könnte.
Die Frau ist für ihn also eine grosse Hilfe, indem sie einfach da für ihn ist. Bei diesem Moment und bei all weiteren.